Sexualität und Partnerschaft
Sexualität ist im Freundes- und Familienkreis ein Thema, über das viele Menschen nicht so gerne reden. Beim Thema Sexualität von Menschen mit Behinderung ist die Unsicherheit oft groß. Dabei haben Menschen mit Behinderung meist dieselben Wünsche und Gefühle, wie alle anderen Menschen auch. Beratungsstellen helfen dabei, die richtigen Worte und Lösungen zu finden.
Liebe, Sex und Zärtlichkeit ist für viele Menschen ein wichtiges Thema. Trotzdem sprechen nur wenige Menschen offen darüber. Denn Sex, Partnerschaft und Liebe sind eine sehr intime und private Angelegenheit. Außerdem gibt es noch immer viel Unsicherheit und Scham. Wenn es um einen Menschen mit Behinderung und Sexualität geht, ist die Scham manchmal noch größer. Viele haben Angst, etwas falsch zu machen. Dabei ist die Sexualität von Menschen mit Behinderung genauso wie bei jedem andern auch.
Viel, wenig oder gar kein Sex: Jeder Mensch muss das selbst entscheiden
Viele Menschen wollen Sex am liebsten mit einem festen Partner oder einer festen Partnerin haben. So können beide Vertrauen aufbauen und sich gegenseitig ihre Wünsche sagen. Darum gehören die Themen Partnerschaft und Sexualität eng zusammen. Es gibt aber auch Menschen, die Sex mit wechselnden Partner*innen besser finden. Wieder andere finden Selbstbefriedigung (Masturbation) sehr schön. Manche wollen auch gar keinen Sex. Jeder Mensch sollte für sich selbst herausfinden, was er am besten findet.
Wichtig ist: Jede Person macht nur das mit, was sie will.
Beratung für Menschen mit Behinderung
Es gibt Sexual-Berater*innen, die mit Menschen mit Behinderung, Angehörigen oder Angestellten in Einrichtungen der Behindertenhilfe offen über das Thema Sex und Partnerschaft sprechen können. Pro Familia-Beratungsstellen gibt es in fast jeder größeren Stadt und auch online. Sexual- und Paar-Therapeut*innen können ebenfalls bei Fragen zu den Themen Sexualität oder Partnerschaft helfen.
Das Institut zur Selbst-Bestimmung Behinderter (ISBB) hat sich auf Sexual-Begleitung und Sexual-Beratung spezialisiert. Auch die Fachstelle .hautnah. bietet Beratung für Menschen mit Behinderung, Angehörige und Freund*innen.
Sie können auch bei Heil-Pädagog*innen, Frauenärzten und Frauenärztinnen nach Beratung fragen.
Sexual-Begleitung
Sexual-Begleitung bietet Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, Sex für Bezahlung zu bekommen. Meist ist es aber nicht möglich, eine bestimmte sexuelle Handlung oder Geschlechtsverkehr zu kaufen. Sexual-Begleitung ist deswegen der Prostitution ähnlich, aber nicht dasselbe.
Die Sexual-Begleitung will dabei helfen, die eigene Sexualität zu finden und auszubilden. Zwischen dem Menschen mit Behinderung und einer Sexual-Begleitung soll möglichst eine würdevolle Beziehung aufgebaut werden.
Sexual-Beratung durch Menschen mit Behinderung
In Berlin haben sich mehrere Menschen mit der gleichen Idee zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Sie wollen zum Thema Sexualität und Behinderung beraten und nennen sich Sexybilities. Dort gibt es Beratung von Menschen mit Behinderung für Menschen mit Behinderung. Sexybilities gehört zur Arbeitsgemeinschaft für selbstbestimmtes Leben schwerstbehinderter Menschen e.V. (ASL). Menschen mit Behinderung können per Telefon oder E-Mail Beratung erhalten. Wer will, kann auch einen persönlichen Termin in der Beratungsstelle oder an einem anderen Ort wählen.
Sexybilities vermittelt auch Kontakte zu vertrauensvollen Prostituierten. Außerdem bietet Sexybilities auch Gesprächsgruppen und Themen-Abende an. Die Berater*innen von Sexybilities lehnen Sexual-Begleitung für Menschen mit Behinderung als spezielle Ausbildung ab. Der Grund: Sie sind der Meinung, dass es sexuelle Angebote für alle Menschen geben sollte. Ein besonderes Angebot nur für Menschen mit Behinderung ist keine Inklusion.
Kontakt zu Sexybilities beim ASL e.V.:
Skalitzer Str. 6
10999 Berlin
Telefon: 030 - 61 40 14 00
E-Mail: asl-berlin@t-online.de
Schwangerschaftsverhütung
Junge Menschen mit und ohne Behinderung sollten vor dem ersten Sex lernen, wie man eine Schwangerschaft verhindern kann. Eltern, Lehrer*innen oder Sexual-Therapeut*innen können Jugendlichen zeigen, wie man ein Kondom benutzt oder was die Anti-Baby-Pille ist. Mehr dazu können Sie auch im Familienratgeber-Artikel Sexuelle Aufklärung lesen.
Kinderwunsch von Menschen mit geistiger Behinderung
Auch Menschen mit geistiger Behinderung haben den Wunsch, eigene Kinder zu bekommen. Dieser Wunsch ist ein Menschenrecht.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie in den Familienratgeber-Artikeln Mütter mit Behinderung und Eltern mit Behinderung.
Weitere Informationen
- Pro Familia bietet auf ihrer Internetseite einen Text zu „Sexualität und geistiger Behinderung“. Auf der Webseite in Leichter Sprache gibt es viele Informationen zum Thema Sexualität, Partschaft, Verhütung.
- Informationen der Lebenshilfe zum Thema Liebe und Sex in Leichter Sprache.
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